In der heutigen Zeit, in der Informationen so zugänglich wie nie zuvor sind, könnte man meinen, dass die Geldanlage eine rein mathematische Gleichung geworden ist, die sich hauptsächlich um Kosten dreht. Diese Sichtweise vernachlässigt das eigentliche Thema und gefährdet damit die Ziele des Einzelnen.

Renditemessung der Geldanlage

Nur wenigen Anlegern ist erfahrungsgemäß der Unterschied zwischen der geldgewichteten und der zeitgewichteten Rendite geläufig. Dabei spielt nur die geldgewichtete Rendite bei der Erreichung des Anlageziels eine Rolle – sie misst den Erfolg des investierten Geldes. Die zeitgewichtete Rendite misst die Performance des Index oder des Fondsmanagers. Beide können erheblich voneinander abweichen und sind in der Regel schwer zu messen, wie der Certified Financial Planner Holger Fess in seinem Beitrag „Warum Performance-Analysen des Depots unverzichtbar sind“ mehr als deutlich macht.1

Die Gefahr von Verhaltensfehlern

Meist passieren Fehler, die die persönliche Rendite vermindern, im guten Glauben alles richtig zu machen. Doch wir unterliegen hier häufig Verhaltensfehlern, wie das große Feld der Behavioral Finance in hunderten von Beispielen zeigt. Populär geworden ist dieser Zweig der Wissenschaft durch Daniel Kahnemann mit seinem Buch: „Thinking fast and slow“2 . Später folgten eingängigere Bücher von Rolf Dobelli3, der die typischen Denkfehler des Menschen beleuchtet oder auch Morgan Housel4, der sich explizit der Psychologie des Geldes widmet. Sie alle zeigen auf, dass wir es von innen heraus nur schwer schaffen, uns selbst auf blinde Flecken aufmerksam zu machen.

Der wahre Wert der Finanzberatung

Die Konzentration auf reine Kosten, wie Depotgebühren, mag verführerisch sein, lässt jedoch den wahren Wert individueller Beratung außer Acht. Eine professionelle Finanzplanung geht weit über das Erstellen von Portfolios hinaus; sie umfasst die Integration persönlicher und finanzieller Ziele, das Verständnis für die individuelle Risikobereitschaft und die Unterstützung bei der Bewältigung emotional getriebener Entscheidungen. 5

Zumal ist vielen gar nicht bewusst, dass sie selbst einen hohen Preis in Form von Zeiteinsatz, Energie und Aufmerksamkeit bezahlen. Ich habe in den letzten 20 Jahren die Erfahrung gemacht, dass nur die wenigsten, wenn sie nach ihren Hobbys gefragt werden, das Thema Steuern und Finanzen als erstes angeben würden. Auch das kann eine gute Unterstützung liefern: mehr Zeit und Energie für die Dinge im Leben, die einem wirklich wichtig sind. Wenn das Auto kaputt geht kommen, kommen auch nur wenige auf die Idee, das auf eigene Faust zu reparieren.

Studie zum Wert professioneller Finanzberatung

Einige verwechseln auch Beratungsgebühren mit Depotgebühren. Dei Depotgebühr sollte so gering wie möglich sein. Eine individuelle und persönliche Vermögensplanung durch einen ausgebildeten Finanzplaner, der vielleicht auch noch eine Ausbildung als Coach durchlaufen hat, macht sich für den Kunden bezahlt. Ja, die persönliche Beratung kostet Geld und darf auch teuer sein – wenn sie es wert ist. Eine langfristige Beziehung zu einem Menschen aufzubauen, der einem selbst und der ganzen Familie hilft, bessere Finanzentscheidungen zu treffen: „unbezahlbar“. Nein im Ernst: Laut einer Studie, die von Vanguard in Auftrag gegeben wurde, erzielen Kunden mit einem strategischen Berater durchschnittlich etwa 3% mehr pro Jahr als solche ohne Berater (nicht zu verwechseln mit einem operativen Manager!).6 

Fazit

Es ist verständlich, dass Anleger ihre Kosten minimieren wollen, gleichzeitig kann eine ausschließliche Fokussierung darauf zu einer verzerrten Sichtweise führen, die wichtige Aspekte der Geldanlage vernachlässigt. Ein ganzheitlicher Ansatz, der persönliche Ziele und Verhaltenspsychologie berücksichtigt, zusammen mit der Unterstützung durch einen qualifizierten Finanzcoach, kann Anleger vor kostspieligen Fehlern bewahren und einen signifikanten Unterschied in der langfristigen Zufriedenheit und im Erfolg der Geldanlage machen.

  1. Holger Fess (2023): Warum Performance-Analysen des Depots unverzichtbar sind, Das Investment ↩︎
  2. Daniel Kahnemann (2012): Thinking, Fast and Slow ↩︎
  3. Rolf Dobelli: 52 Denkfehler, die sie besser anderen überlassen ↩︎
  4. Morgan Housel: Psychologie des Geldes ↩︎
  5. George Kinder (2014): Life Planning for you: How to design and deliver the life of your dreams ↩︎
  6. Vanguard Research Team (2022): Putting Value on your Value: Quantifying Vanguards Advisors Alpha ↩︎