In der Welt der Finanzen kann der Unterschied zwischen Vermögensbildung und Vermögensbewahrung oft in der Kunst des Unterlassens liegen. Das Via-Negativa-Prinzip, eine Methode, die ihren Ursprung in der Philosophie hat und durch Nassim Taleb und Charles Ellis in die Investmentwelt eingeführt wurde, legt den Fokus auf das Vermeiden von Fehlern und das Beenden negativer Zustände, um finanziellen Erfolg zu sichern.

Was bedeutet Via Negativa?

Via Negativa, wörtlich „der negative Weg“, betont die Bedeutung von dem, was wir nicht tun, ebenso wie das, was wir tun. Im Kontext von Finanzinvestitionen bedeutet es, dass der langfristige Erfolg nicht nur von klugen Entscheidungen abhängt, sondern auch davon, schlechte, negative Entscheidungen zu vermeiden oder zu beenden.

Charles Ellis argumentiert, dass das Anlegen am Aktienmarkt eher einem Verliererspiel (Loser’s Game) ähnelt, in dem der Erfolg weniger durch brillante Spielzüge als durch die Vermeidung von Fehlern bestimmt wird. Er zieht Parallelen zum Amateurtennis, wo Spiele oft durch die Fehler des Gegners entschieden werden, anstatt durch herausragende Schläge. Mit einem Coach an der Seite, werden die Ergebnisse signifikant besser.

Die Anwendung von Via Negativa im Investieren

Vermögende Menschen zeichnen sich oft durch die konsequente Anwendung des Via-Negativa-Prinzips aus. Sie lassen sich professionell begleiten, machen dadurch weniger wirtschaftliche Fehler bzw. korrigieren diese schneller als andere. Dieses Prinzip ist nicht nur auf den finanziellen Bereich beschränkt, sondern gilt auch für andere Lebensbereiche, wie die Suche nach Zufriedenheit und Glück.

Charlie Munger hat das gut zusammengefasst: „Es ist erstaunlich, wie groß der langfristige Vorteil ist, den wir erzielen, indem wir versuchen, konsistent nicht dumm, statt sehr schlau zu sein.“

Via Negativa in der Praxis

Für Privatanleger äußert sich Via Negativa vor allem darin, klassische Anlegerfehler zu vermeiden und schlechte Finanzprodukte zu meiden. Dies erfordert eine konsequente und disziplinierte Herangehensweise an Investitionen, die sich nicht nur auf die Suche nach dem nächsten großen Gewinn konzentriert, sondern auch darauf, potenzielle Verluste zu minimieren.

Hierbei kann es sich zum einen um die passende Aufteilung des Vermögens handeln aber auch um die Vermeidung von typischen psychologischen Verhaltensfehlern, wie zum Beispiel dem Herdentrieb (Herd Bias), dem Bestätigungsfehler (Confirmation Bias) und Übermut (Overconfidence Bias). Meist sind wir leider nicht allein in der Lage, dieses Verhalten bei uns selbst im Vorfeld zu bemerken.

Fazit

Das Via-Negativa-Prinzip bietet einen wertvollen Rahmen für das Vermögensmanagement. Durch die Konzentration auf das Vermeiden und Beenden von Fehlern können Anleger eine solide Basis für langfristigen finanziellen Erfolg schaffen. Es ist eine Strategie, die weniger auf das spektakuläre Jagd nach Gewinnen abzielt und mehr auf die kluge Vermeidung von Verlusten setzt, was letztlich zu einer nachhaltigeren und sichereren Vermögensbildung führen kann. 

Quellen:

  • Chakraborty, Abhishek (2020): „Via Negativa: The Process of Making Good Decisions by Eliminating Bad Ones“; https://coffeeandjunk.com/via-negativa/
  • Ellis, Charles (1975): „The Loser’s Game“; in: “ The Financial Analysts Journal; Vol. 31; No. 4; 1975; pp. 19-26
  • Kahnemann, Daniel (2016): Schnelles Denken, langsames Denken
  • Taleb, Nassim Nicholas (2013): Antifragilität: Anleitung für eine Welt, die wir nicht verstehen